Kopf des Tages George Pickett
Ein General wie eine Mischung aus königstreuem Dandy und zweitklassigem Zocker
General George Pickett gehörte nicht zu den besten Taktikern der Könfoderation. Im Juli 1863 sollte er bei Gettysburg den entscheidenden Angriff gegen die Nordstaatler führen. „Pickett’s Charge“ wurde zu einer Katastrophe.
| Lesedauer: 3 Minuten
Von Berthold Seewald
Freier Autor Geschichte


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Als George Edward Pickett (1825–1875) im Jahr 1846 die US-Militärakademie von West Point verließ, hätten wenige Zeitgenossen etwas auf seine zukünftige Karriere gegeben. Als 59. von 59 Absolventen wartete auf ihn allenfalls ein Posten im Nirgendwo der Frontier. Doch seine militärischen Defizite hatten immerhin den Vorteil, dass er Gefahren übersah. Als kurz darauf der Krieg gegen Mexiko ausbrach, war er der erste, der eine feindliche Stellung erstürmte und diese Heldentat auch noch überlebte.
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Auf die gleiche Methode setzte Pickett auch, als er am 3. Juli 1863 den Befehl zum Angriff bekam. Was als „Pickett’s Charge“ in die amerikanische Folklore einging, war nicht irgendeine Attacke, sondern gilt als entscheidende Aktion in der Entscheidungsschlacht des Amerikanischen Bürgerkriegs bei Gettysburg.
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Als der 1861 begann, optierte Pickett als Virginier wie viele West-Point-Absolventen für den Süden und stieg schnell zum Generalmajor auf. In der Nord-Virginia-Armee von Robert E. Lee führte er eine Division unter James Longstreet. Nach Lees triumphalen Sieg über die Potomac-Armee der Union bei Chancellorsville im Mai 1863 hatte der geniale Stratege den Plan entwickelt, mit seiner Truppe in Pennsylvania einzufallen und dort den demoralisierten Gegner zur Entscheidungsschlacht zu stellen. Anschließend wollte er dem Norden in Washington den Frieden diktieren.
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Das Unternehmen ließ sich gut an. Die Konföderierten hatten längst die Grenze überschritten, als die Unionsarmee die Verfolgung aufnahm. So kam es, dass am 1. Juli die Südstaatler von Norden und die Nordstaatler von Süden beim Straßenknotenpunkt Gettysburg aufeinandertrafen. Während die Grauen die Blauen aus der Stadt jagten, waren Picketts Leute damit beschäftigt, den Tross zu bewachen.

Am nächsten Tag musste Lee feststellen, dass die Unionstruppen, die inzwischen von George Gordon Meade geführt wurden, keineswegs abgezogen waren, sondern sich in den Hügeln hinter der Stadt verschanzt hatten. Auf beiden Flügeln griffen die Südstaatler an, doch ihre Gegner hielten die Stellung. Daraufhin erhielt Longstreet am 3. Juli den Befehl, gegen das Zentrum der Union die Entscheidung zu erzwingen.
Das war die Chance, auf die Pickett gewartet hatte. Der General, den ein Historiker als eine Mischung aus königstreuem Dandy und zweitklassigem Zocker beschrieb und das auch in seinem Äußeren zum Ausdruck brachte, ließ seine verstärkte Division wie auf einem Exerzierfeld aufmarschieren. Dann zogen die 14.000 Mann in dichtgeschlossenen Reihen los, die Offiziere an der Spitze. Um die Angreifer in Sicherheit zu wiegen, befahl Meades Artilleriechef, das Feuer einzustellen. Doch was wie ein Mangel an Munition wirkte, war nur eine Finte.

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Kurz bevor Picketts Leute die blauen Linien erreichten, begann das Bombardement. Zugleich feuerten Unionssoldaten, die hinter einer Steinmauer in Deckung gegangen waren. Einige Hundert Südstaatler konnten den Wall überwinden, wurden aber zurückgeworfen. Die konföderierte Division verlor zwei Drittel ihrer Leute, darunter drei Brigade- und 13 Regimentskommandeure.
Meades Zaudern und Lees Schnelligkeit, mit der er eine Verteidigungslinie aufbaute, verhinderten, dass die Union ihren Sieg ausnutzen konnte. Pickett überlebte unverletzt und kämpfte noch bis zuletzt unter Lees Kommando. Verziehen hat er ihm jedoch nie: „Dieser alte Mann hat meine Division bei Gettysburg massakriert“, schrieb er voller Wut an seine Frau.
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